Walderschließung und Holzernte

Die Walderschließung und die Holzernte sind die wesentlichen Voraussetzungen für die Waldbewirtschaftung. In diesem Themenbereich, soll der Besucher über die verschiedenen Wege, Holzerntemaßnahmen und die dazu verwendeten Maschinen Einblicke in die Forstwirtschaft bekommen.

Walderschließung

Waldwege erfüllen mehrere Funktionen gleichzeitig. Sie dienen der Erholung (z.B. zum Fahrrad fahren, Wandern oder Reiten) und der Bewirtschaftung des Waldes. Ohne Wege kann geerntetes Holz nicht abtransportiert werden. Die Walderschließung vermeidet auch Schäden am Bestand und Boden, denn durch langfristig festgelegte Wege wird nur ein geringer Teil der Waldfläche befahren. Durch eine systematische Erschließung kann geerntetes Holz effizient und bodenschonend aus dem Wald gefahren werden.

Im Wesentlichen richtet sich die Größe des Weges nach der Maschine, die ihn befährt. In Bayern werden 2 Wegetypen, Forstwege und Rückegassen, unterschieden.

Forstwege bzw. Forststraßen

Forstwege im Gemeindewald Hohenroth im Winter.

Unter Forstwege versteht man in der Forstwirtschaft befestigte Wege, die zum Holzabtransport mit LKW befahren werden können. Sie bilden die größte Erschließungseinheit im Wald.

Rückegasse im Winter

Rückegasse im Winter

Rückegassen gehören zu den kleinsten Erschließungseinheiten in unserem Wald. Sie werden nicht befestigt und sind notwendig um das frisch geerntete Holz aus dem Bestand zu transportieren. Rückegassen werden systematisch und dauerhaft angelegt um den Boden nicht auf ganzer Fläche befahren zu müssen. Denn durch die Befahrung mit Maschinen werden die verschiedenen Bodenschichten verdichtet und die Vegetation (auch Baumwurzeln) beschädigt.

Angelegt werden Rückegassen in einem 90° Winkel zur befestigten Forststraße mit einer Wegebreite von 3-4m.
Die Abstände der Rückegassen zueinander betragen im Durchschnitt 30m. Diese schwanken jedoch je nach Geländeausprägung und Bodenbefahrbarkeit. Man erkennt sie meist beim Vorbeigehen an der farbigen Markierung.

Bodenschutz bei der Holzernte

Die zunehmende Entwicklung der Forsttechnik ließ die Maschinen nicht nur effizienter, sondern auch größer und dadurch schwerer werden. So ist es heute fast keine Seltenheit mehr, dass Maschinen mit mehr als 20 Tonnen Gewicht durch den Wald fahren und das Holz ernten und abtransportieren. Gerade im Bestand spielt der Druck, der auf den Boden wirkt eine große Rolle. Ist dieser zu hoch, wird der Boden darunter sehr stark komprimiert. Das bedeutet, dass dadurch die feine Struktur, wie zum Beispiel die feinen Poren in denen Wasser gespeichert wird, zerstört wird. Der Boden verdichtet sich und auch ein Luftaustausch findet nicht mehr statt. Luft wird jedoch von vielen Bodenorganismen für die Zersetzung des organischen Materials benötigt. Langfristig kommt es dadurch zu strukturellen Veränderungen und auch das Anwachsen von Waldbäumen wird durch den verdichteten Boden erschwert.

Boden ist nicht gleich Boden. Steinigere Böden kommen mit einem höheren Druck besser zurecht als feinkörnigere Böden. Und auch der Wassergehalt spielt eine wesentliche Rolle. Je feuchter der Boden, desto leichter lässt sich dieser verformen und desto geringer ist die Tragfähigkeit.

Typischer Radharvester mit Boogie-Bändern

Typischer Radharvester mit Boogie-Bändern. (Bild A. Kuhn)

In der Forstwirtschaft hat man das Problem jedoch erkannt und handelt auf verschiedenen Ebenen:

Zunächst werden Waldböden nicht mehr flächig befahren. Das Wegenetz moderner Forstbetriebe ist optimal erschlossen. Das bedeutet, dass eine Befahrung durch schwere Forstmaschinen nur auf zuvor angelegten Wegen stattfindet. Werden Rückegassen durch Forstmaschinen neu angelegt, fahren diese auf einer eigens angelegten Matte aus Kronenmaterial.

Die technische Lösung sind breite Reifen und ein anpassbarer, niedrigerer Reifendruck. Dieser verteilt das Gesamtgewicht des Fahrzeugs auf eine sehr große Fläche. Zudem werden je nach Gelände und Boden auch Raupenfahrwerke eingesetzt, die wiederum eine größere Fläche als die von normalen Rädern aufweisen. Reifenbreiten von 70cm sind heute keine Seltenheit mehr. Durch sogenannte „Boogie-Bänder“ (siehe Abbildung) werden zwei Radachsen miteinander verbunden, die Traktion steigt und der Druck auf den Boden sinkt.

Neben den technischen Maßnahmen kommt hinzu, dass man Fahrzeiten wählt, die ein Eindrücken der Reifen in den Boden verringern. So kommt es vor, dass man nach mehreren Regentagen nicht fährt und auf einen trockeneren Zeitpunkt wartet. Auch langanhaltende Frostperioden, die den Boden gefrieren lassen sind geeignete Zeitpunkte zum Befahren des natürlichen Waldbodens (LWF, 2012).

Holzernte

In der ursprünglichen Bedeutung soll dem Wald nicht mehr Holz entnommen werden, als wieder nachwächst. Der Nachhaltigkeitsbegriff, ein traditionell forstwirtschaftlicher Begriff, findet seit einiger Zeit in vielen Bereichen auch außerhalb des Waldes Verwendung. Hier ein paar Beispiele des Nachhaltigkeitsbegriffs:
Nachhaltige Klimapolitik, nachhaltige Landwirtschaft, nachhaltige Stadt- und Ortsentwicklung, nachhaltige Wasserwirtschaft, nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, nachhaltige Entwicklungshilfe, etc.

Holz ist ein vielseitiger Rohstoff. Wir kommen täglich mehrmals damit in Kontakt, ohne es zu bemerken. Möbel, Treppen, Fußböden und Häuser sind nur ein paar Beispiele die aus Holz gebaut werden können. Holz lässt sich leicht bearbeiten, ist dauerhaft, weist ideale Materialeigenschaften auf, und hat eine verhältnismäßig gute Ökobilanz. Nahezu jedes Möbelstück lässt sich aus Holz bauen.

In Bayern wird der größte Anteil des geernteten Holzes als Bauholz verwendet. Die ältesten Fachwerkhäuser in Deutschland sind nahezu 700 Jahre alt. Die CO2 Bilanz von Holz ist im Vergleich zu den anderen Baustoffen unschlagbar. Außerdem ist durch die Holznutzung das gebundene CO2 langfristig gespeichert. Ein durchschnittliches Haus, das mit Holz gebaut wird, entlastet das Klima um ca. 80 Tonnen CO2 (ForstBW, 2018).

Die Axt ist das bekannteste und zugleich älteste Werkzeug, das in der Holzernte auch heute noch, wenn auch eher selten, eine Rolle spielt. Die Axt geht bis in die Steinzeit zurück und wurde damals zum Fällen und Kürzen von Holz genutzt. Mit der Entwicklung der Säge, die zunächst von Handwerkern und Ärzten genutzt wurde, änderte sich die Situation. Dennoch wurde die Säge im Wald erst ab Mitte des 18. Jahrhunderts großflächig eingeführt. Während man mit der Axt die Bäume fällte, wurden die Äste und Stämme mit der Säge gekürzt.

Es dauerte noch bis in die 1920er Jahre, bis die erste Kettensäge erfunden wurde (Hamberger, 2003).

Nachdem 1927 die erste motorgetriebene Kettensäge von Dolmar entwickelt wurde dauerte es noch Jahrzehnte bis diese sich durchsetzen konnten. Schuld daran war nicht zuletzt die Größe und das hohe Gewicht, denn eine Säge wog damals noch über 60 kg und konnte nur von zwei Personen bedient werden.

Im Zuge der weiteren Entwicklung des Verbrennungsmotors, wurden diese bald so klein, dass sie getragen werden konnten. Bis 1950 die erste Einmann-Motorsäge hergestellt wurde. 1959 lag das Gewicht einer Motorsäge bei 12 kg. Heutige Modelle sind zwischen 4 und 5 kg schwer und nicht mehr aus dem Alltag der Waldarbeiter weg zu denken (Hamberger, 2003).

Unter dem Wort Harvester versteht man Holzerntemaschinen, die Bäume fällen, entasten und kürzen können. Man spricht von einer vollmechanisierten Holzernte, da es keinerlei Handarbeit mehr benötigt. Harvester fahren in den Bestand, ernten die Bäume und legen sie bis an die Rückegassen.

Es gibt drei Harvesterklassen, die nach Leistung unterschieden werden:

  1. Kleinharvester: bis 70 kW Leistung
  2. Mittelklasse-Harvester: zwischen 70 und 140 kW Leistung
  3. Großharvester: über 140 kW Leistung

Das Aufgabengebiet eines Harvesters richtet sich nach der Größe. Je älter ein Bestand, desto dicker sind die Bäume, die geerntet werden müssen und desto größer und leistungsstärker muss der Harvester sein.

Neben den Leistungsmerkmalen kann man Harvester auch noch nach dem Fahrwerk unterteilen. Es gibt Radharvester, Raupenharvester, Rad-/Schreitharvester und Fahr- /Schiebeharvester. Die letzteren Beiden sind eher selten im Wald anzutreffen (Hamberger, 2003).

Rücken mit dem Pferd

Rücken mit dem Pferd

Noch bevor es Maschinen gab, die das Holz an den Forstweg lieferten wurde die meiste Arbeit von Pferden erledigt und auch heute sind Pferde keine touristische Attraktion im Wald. Flexibilität, geringe Kosten und geringe Umweltbelastungen machen die Arbeit mit dem Pferd zu einer echten Alternative. Gerade im Hinblick auf die hohen Umweltschutzbestrebungen.

Geeignet für die schwere Arbeit ist vor allem das mittelschwere Kaltblut (siehe Abbildung 9). Es ist wendig, kraftvoll und mit einer gewissen Einarbeitung und angemessenen Einsatzbedingungen, nicht überfordert.

Die Gründe für den Einsatz des Pferdes sind vielseitig:

  • Besonders bestands- und bodenschonend
  • Geringe Umweltbelastungen
  • Positive Einstellung des Waldbesitzers zu Pferden
  • Vorteil auf problematischen oder unbefahrbaren Böden

Nicht nur in der Landwirtschaft wurden Pferde durch leistungsstärkere Maschinen ersetzt. Auch in der Forstwirtschaft nahmen die Maschinen zu.
Vorteile eines Seilschleppers sind:

  • Keine Einschränkungen in der Zugkraft
  • Konstant hohe Leistung
  • Je stärker und schwerer das Holz, desto wirtschaftlicher ist der Seilschlepper

Genau genommen handelt es sich bei dem Forwarder um einen Schlepper, der speziell für die Arbeit im Wald konstruiert wurde. Ein Forwarder liefert genauso wie das Pferd oder der Schlepper das Holz aus dem Bestand bis an die Forststraße, wo es vom LKW aufgesammelt und in das Sägewerk abtransportiert werden kann. Der Unterschied zu den oben vorgestellten Methoden liegt darin, dass der Forwarder weniger oft an die Forststraße fahren muss, da er das Holz zunächst auflädt.